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Hund ist entlaufen


Die Hilferufe verzweifelter Menschen, denen ihr Hund – aus welchen Gründen auch immer – abhanden gekommen ist, nehmen zu. Oft findet sich der Ausreißer bald wieder ein, manchmal aber bleibt er verschwunden oder wird gar durch gut gemeinte aber ungeeignete „Fangversuche" immer weiter davon getrieben. Da hilft dann oft nur noch der Fachmann.

Jährlich entlaufen mehrere Tausend Hunde in Deutschland und Österreich. Sei es der niemals auffällige Rüde, der sich plötzlich und unerwartet von der Natur angelockt auf Freiersfüße begibt, sei es der jagdlich stark ambitionierte Hund, dessen Umwege plötzlich etwas größer geworden sind, oder aber der immer schon sehr ängstliche, ständig gestresste Hund, der durch ein traumatisches Erlebnis in Panik das Weite sucht.
Eines haben diese Ausreisser aber gemeinsam: In den meisten Fällen sind es nur kurze Ausflüge, die nach ein paar Stunden wieder vorbei sind. Leider ist das nicht immer so. Von der fremden Umgebung verängstigt oder beeindruckt, von unbekannten Geräuschen und Menschen vertrieben, suchen sie ihr Heil in der Flucht und sind zum Teil mehrere Tage wie vom Erdboden verschluckt oder lassen niemanden näher als ein paar Meter an sich heran.

Grundsätzliches zum Verhalten entlaufener Hunde
Auch wenn unsere Hunde im Laufe der Jahrhunderte immer mehr „degenerierten", sind ihnen ihr Instinkt und ihr genetisches Material erhalten geblieben.
Ein Hund, der sich in einer fremden Situation auf fremdem Territorium befindet, fühlt sich von seinen Instinkten her in Gefahr. Er sucht Gebiete, in denen seine Grundbedürfnisse befriedigt werden: Nahrung, Schutz, evtl. soziale Strukturen zur Arterhaltung. Er weiß nicht, ob dieses Gebiet, in dem er sich plötzlich befindet, „besetzt" ist, oder aber er hat anhand der Markierungen anderer Hunde feststellen müssen, dass er sich in einem fremden Revier befindet. Dies bedeutet Gefahr! Sollte er in besetztem Gebiet sein, ist es möglich, dass seine Anwesenheit nicht erwünscht ist und man ihn vertreiben will. Alle Sinne sind in daher in absoluter Alarmbereitschaft, und dann bemerkt er, dass er nicht allein ist. Er hört Schritte, Stimmen, die vielleicht sogar seinen Namen rufen. Womöglich sieht er sogar Menschen, die auf ihn zukommen und ihn greifen wollen. Für ihn ist diese Situation aber nicht die Erlösung, sondern er sieht sich dadurch angegriffen und flieht. Er wird sich im schlimmsten Fall immer weiter zurückziehen. Dies kann durchaus auch dann passieren, wenn der eigene Besitzer seinen entlaufenen Hund sieht und ihn anspricht. Dass er uns Menschen früher bemerkt als wir ihn, braucht man nicht zu erwähnen. Die Theorie, dass ein Hund in den meisten Fällen an den Ausgangspunkt zurückkehrt, von dem aus er entlaufen ist, teilt Frank Weisskirchen nur bei wirklichen Streunern und Jägern. „Angsthunde" zeigen dieses Verhalten seiner Erfahrung nach in der Regel nicht, und wenn doch, geschieht das meist erst nach mehreren Tagen.

Die Gefahren
Glücklicherweise ist die Degeneration unserer Hunde noch nicht so weit fortgeschritten, so dass sie in einer fremden Umgebung und bei unseren klimatischen Verhältnissen (auch im Winter) durchaus in der freien Natur überleben können. Kein gesunder Hund erfriert! Nahrung gibt es überall in Form von Aas, Fremdkot, Kompostbewohnern, aber auch selbst erlegte Mäuse, Ratten usw. werden gefressen. Im schlimmsten Fall wird sich der „Zwangsselbstversorger" an Wildtiere herantrauen, was natürlich besonders fatale Folgen für ihn haben kann. Nicht nur, dass ein wildernder Hund einen inakzeptablen Schaden anrichtet und die Jägerschaft ihn dafür nicht unbedingt lieben wird. Er kann auch durchaus das Opfer von heimischen, ihm überlegenen Tieren wie z. B. Wildschweinen werden.

Das nächste große Risiko ist der Straßenverkehr. In unserem ausgebauten Verkehrsnetz ist es mehr als schwierig, unbeschadet größere Distanzen zurückzulegen. Ein leider immer wieder stark unterschätztes Risiko sind Eisenbahnen. Ein Schnellzug oder ICE ist durchaus in der Lage, einen so starken Sog zu erzeugen, dass selbst ein größerer Hund aus weit mehr als zehn Metern Entfernung auf die Gleise gezogen werden kann.

Generell kann man sagen, dass auch unsere heutigen Hunde längere Zeit in der Lage sind, schadlos in der Freiheit zu überleben. Natürlich ist in der Regel von einem Gewichtsverlust, von Zecken- und Flohbefall, sowie von oberflächlichen Verletzungen auszugehen. Eine Verhaltensveränderung ist bei einer Rückkehr aus der unfreiwilligen Freiheit nicht unbedingt gegeben. Viele der Hunde fallen nach ihrer Rückkehr wieder in ihr altes Schema und zeigen sich den Rest ihres Lebens unauffällig.


Möglichkeiten zur Sicherung eines entlaufenen Hundes

Der Suchhund
Simpel ausgedrückt, verliert jedes warmblütige Lebewesen ständig Hautschuppen, die den Körper entlang nach oben steigen und von dort aus auf den Boden fallen. Diese Hautschuppen werden nun von Bodenbakterien zersetzt und bilden eine Art „Geruchswolke", die über längere Zeit wie ein Faden hinter uns her gezogen wird. Diese Spur ist bei jedem Warmblüter einzigartig und kann von speziell für diese Arbeit ausgebildeten Hunden wahrgenommen werden.

In letzter Zeit schießen Suchhunde wie Pilze aus dem Boden, und man sollte sich bei den Hundeführern genau über Art und Dauer der Ausbildung erkundigen. Prinzipiell ist jeder Hund zum Verfolgen dieser Spur geeignet, wobei natürlich der Bloodhound, Schweißhunde und Hunde, die rassespezifisch die meiste Nasenveranlagung mitbringen, auch die besten Ergebnisse zeigen.
Dafür wird ein Geruchsartikel (Halsband, Decke, Spielzeug usw.) benötigt, der nach Möglichkeit ausschließlich Kontakt mit dem zu suchenden Tier hatte. Diesen Gegenstand sollte man in einen geruchsneutralen Gefrierbeutel packen und verschließen. Mülltüten und Einkaufstüten eignen sich aufgrund eventueller Parfümierung dafür nicht. Ist der Geruchsträger zu groß, schneidet man ein Stück ab oder reibt den Artikel ein paar Minuten mit einer angefeuchteten sterilen Wundkompresse ab und packt diese ein. Prinzipiell reichen auch ein Blutfleck, Urin oder Kot.

Weiterhin ist ein Ort wichtig, an dem sich der Hund definitiv aufgehalten hat. Dies kann ein Sichtungspunkt sein oder auch die Wohnung der Tierbesitzers. Eine Nachsuche ist auch nach mehreren Tagen noch sinnvoll, setzt aber voraus, dass das vermisste Tier sich nicht seit dieser Zeit ununterbrochen weiterbewegt hat. Man kann sich wohl vorstellen, dass es nicht möglich ist, einen Hund einzuholen, der seit drei Tagen ununterbrochen läuft. Ein solcher Vorsprung ist schlicht und einfach zu groß. Grundsätzlich ist also die frische Spur die Erfolg versprechendste. Aber auch wenn man die Spur halten kann und den Hund sieht, hat man ihn noch lange nicht eingefangen.
Ist der Aufenthaltsort erst einmal klar, stehen folgende weitere Optionen zur Verfügung.

Lebendfallen
Kennt man den weiträumigen Aufenthaltsort des Hundes, wird diese Stelle „schön gefüttert", d. h. man platziert mehrere Futterstellen in unmittelbarer Nähe des Sichtungspunktes. Um die Futterstelle herum sollte der Boden geglättet und von Blättern und Steinen befreit werden. Dann zieht man einen großzügigen Ring mit feinem Sand – alternativ auf trockenem Boden Mehl –, um anhand der Spuren sicherzustellen, dass man auch wirklich einen Hund und nicht etwa Katzen, Füchse oder sonstige Tiere füttert. Die Futtermengen sollten immer gering (!) ausfallen, da ein satter Angsthund die Gegend nicht täglich besuchen wird und man somit kostbare Zeit verlieren könnte. Anfangs immer mehrere Futterstellen einrichten und im Ausschlussverfahren die unberührten wegfallen lassen. Die Futterstellen sollten zweimal täglich kontrolliert werden, um festzustellen, wann der Hund diese frequentiert. Ist dann eine Futterstelle angenommen, wird an dieser Stelle eine dem Hund angemessene Lebendfalle aufgebaut, nach Bedarf gut getarnt. Die Größen reichen von 80 cm bis knapp drei Meter Länge, sind selbstverständlich selbstauslösend und für das Tier ohne Verletzungsrisiko. Gerade im Bereich der Sicherheit der Fallen wurden in den letzten Jahren oftmals Geräte angeboten, die mehr einer Guillotine ähnelten.

Optional können die Fallen mit Alarmanlagen versehen werden, die bei Auslösung ein Signal an eine vorher eingegebene Telefonnummer senden und somit eine ständige Anwesenheit nicht notwendig machen. Eventuelle Fehlfänge können so auch schnellstmöglich befreit werden. Vor drei Jahren hatte Weisskirchen in der ersten Nacht einen ganz anderen Hund in der Falle als den gesuchten. Der Besitzer wusste zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, dass sein Hund weg war, und war dann sehr erstaunt, als er ihm zurückgebracht wurde. Der zu fangende Hund war dann eine Nacht später ebenfalls in der Falle.

Distanznarkose
Bei Tieren, die in den Straßenverkehr eingreifen, die eine allgemeine Gefahr darstellen oder bei denen das Aufstellen einer Falle keinen Erfolg verspricht, ist Weisskirchen in der Lage, mit Blasrohr oder Betäubungsgewehr und mit angepassten Betäubungsmitteln zu sichern. Die Distanz zum Tier sollte dreißig bis vierzig Meter (je nach Größe des Tieres) nicht überschreiten, da der Pfeil im Gegensatz zu einer Kugel lange in der Luft bleibt. Ein Verletzungsrisiko wird durch möglichst große Reduzierung der Aufprallenergie und durch so genannte Aufpralldämpfer weitestgehend herabgesetzt.

Natürlich darf man die Narkoserisiken nicht unterschätzen, und es sei erwähnt, dass die Distanznarkose nur in Notstandssituationen zum Einsatz kommt, zumal eine Narkose bei mehreren Rassen oftmals sehr schwierig zu dosieren ist. Hier seien Windhundartige (z. B. Galgos oder Podencos) aufgrund einer weitgehend fehlenden Fettschicht und damit schlechteren Resorptionsmöglichkeit erwähnt, sowie molossoide Hunde, die bekannterweise sehr narkoseempfindlich sind.

Neben den oben erwähnten Optionen steht selbstverständlich auch ein komplettes technisches Equipment (Nachtsichtgeräte, Wärmesucher, Überwachungskameras, Fangnetze und Sonstiges) zur Verfügung.

Geht einmal ein Hund verloren, ist natürlich zunächst einmal der Hundebesitzer gefragt. Frank Weisskirchen gibt Tipps, was alles getan werden kann (siehe Kasten unten). Fehlt aber nach wenigen Tagen weiterhin die Spur zum Hund oder läßt er sich nicht einfangen, dann sollte man nicht länger Zeit verlieren. Dann ist es höchste Zeit für den Experten für Tiersicherung.